Tim Höfer
Product Design Director
AJ&Smart
Kurzbeschreibung
Das Gespräch mit Tim Höfer führte Niklas Münchbach am 21.10.2019 bei AJ&Smart in Berlin.
Motivation
Ja, auf jeden Fall, was mich am Bereich digitale Produktentwicklung sehr interessiert und auch immer sehr begeistert hat, ist diese Unmittelbarkeit des Feedbacks. Ich habe auch einen klassischen Design Background. Ich studierte an einer Kunsthochschule und hatte schon damals ein starkes Interesse an neuer Technik, Apps und Software. Das war damals noch ein ziemlich nischiges Thema und kein Bestandteil der Ausbildung, aber ich wusste, dass mich diese Art zu arbeiten interessiert. Erst mal überhaupt Research zu machen, um herauszufinden was eigentlich für den Nutzer interessant ist und dann auch vom Nutzer zu hören, ob das Produkt auch das Ziel erreicht. Das ist der große Unterschied zu eher klassischer Designarbeit, wie man sie vielleicht vor 50 Jahren gemacht hat. Es geht nicht nur um Inspiration und darum etwas Cooles zu machen, sondern auch darum zuzuhören, die eigene gestalterische Eitelkeit zurückzufahren und zu verstehen dass es nicht nur darum geht sich oder die eigene Kreativität zu präsentieren. Kreativität kann ein Werkzeug sein, das Leuten etwas gibt und ihnen in ihrem Leben hilft, das ist es, was mich an diesem Beruf reizt. Es ist ein Dialog, kein Monolog. Das ist für mich der Unterschied zu Kunst. Selbstdarstellung und die Kommunikation der kreativen Vision ist natürlich ein anderer Aspekt. Design ist im Dienste von anderen Menschen und der Schnittstelle zwischen Nutzern, Geschäft und strategischen Zielen des Business. Das ist untrennbar voneinander, das erreichen der Ziele für ein Unternehmen und der Fokus auf den Nutzer ist nur als Verschränkung nachhaltig. So kann ein erfolgreiches digitales Design gestaltet werden.
Designbegriff
Das ist schwer zu sagen. Es gibt schon gewisse Dinge, die ich immer als Bestandteil von Design sehe. Für mich ist es immer das wichtigste, dass es um reelle Probleme geht und man ein Interesse daran mitbringt, wie die Welt mit der Gestaltungslösung umgeht. Als DesignerIn muss man immer daran denken, wer die Gestaltung nutzt und wie sie die Welt beeinflusst. Wenn man dieses Interesse nicht hat, ist man auch kein DesignerIn, sondern vielleicht eher ein Künstler und erwartet, dass die Welt sich damit auseinandersetzt. Was man als DesignerIn erzeugt stehen nicht für sich allein, sondern muss auf die Welt eingehen, genauso wie die Welt auf diese Dinge eingeht. Es ist also keine Einbahnstraße, sondern eine Wechselwirkung und ein Dialog. Man kann als DesignerIn zwar stolz auf seine Arbeit sein und eine Meinung dazu vertreten, sollte aber nicht dieses kreative Ego haben und verstehen, dass die Hauptpersonen die sind, die das Ding dann benutzen. Das muss aus meiner Sicht Bestandteil des Designprozesses sein.
Runtergebrochen auf die Basics würde ich sagen, Design ist eine Art Problemlösungsmechanismus oder Problemlösungsprozess. Natürlich könnte man sagen alle Jobs haben mit Problemen zu tun, der Herzchirurgen oder Klempner lösen auch Probleme, doch die Qualität der Probleme bei Design ist eine andere. In den meisten Jobs sind die Probleme relativ klar definiert, das können zum Teil technisch extrem komplexe Probleme sein, doch der Rahmen ist dabei klar abgesteckt. Bei Design ist es oft nicht so. Das ist der entscheidende Punkt, so etwas findet man nicht in der Wissenschaft oder der Kunst. Probleme die man als DesignerInn löst sind oft sehr schwammig definiert und schlecht verständlich. Wenn ich mit Kunden rede, merke ich oft, dass das was sie denken zu brauchen nicht das eigentliche Problem abbildet. Auf viele Fragen haben sie gar keine Antworten und meist ändert sich im Dialog mit dem Kunden auch die Problemstellung. Oft fängt man bei Punkt A an, bespricht und entwickelt von dort aus und stellt dann fest, dass dieser Punkt A, von dem der Kunde fest überzeugt war, gar nicht das Hauptproblem zu sein scheint. Der Übergang zum eigentlichen Problem X ist dann meistens fließend. Das ist der Unterschied zu einem Klempner, der kommt irgendwo hin und wird mit einem technischen Problem konfrontiert. Er versteht es auf Anhieb, da er das System kennt und das Problem abgrenzen kann. Als DesignerIn kann man das nicht immer abgrenzen, das ist der Punkt, an dem es über das rein Handwerkliche hinaus geht und zu einem Denkprozess wird. Viel Designarbeit ist explorativ, durch eine strategische Herangehensweise muss im ersten Schritt erst mal das Problem verstanden werden. Diesem Missverständnis unterliegen viele Leute die keinen Design Background haben und davon sprechen. Design ist nicht nur Sketch, Figma oder Zeichnen, das ist ein Aspekt davon, das handwerkliche, aber die eigentliche Arbeit passiert im Kopf, gedanklich oder im Dialog mit anderen. Das ist ein entscheidender Punkt.
Theorie & Praxis
Die Auseinandersetzung mit Nigel Cross und seinen Ideen war für mich extrem hilfreich, auch für meine eigene Praxis, weil ich viel besser verstanden habe, warum ich Dinge mache, wie ich sie mache. Das war für mich schon eine große Hilfe auch in der Kommunikation mit anderen Leuten. Ich habe erstmals verstanden, dass wahrscheinlich nicht jeder so wie ich und andere DesignerInnen denken. Es ist also nicht selbstverständlich etwas anzugucken und schon eine oder mehrere Ideen zu haben. Dennoch, zwischen Theorie und Praxis sehe ich eine Trennung, für mich sind es zwei Welten. Ich beschäftige mich nicht viel mit Designtheorie, ich beschäftige mich eher mit angewandten Dingen, die ich dann auch in der Praxis anwenden kann. Die Theorie dahinter finde ich zwar persönlich schon interessant und wie gesagt, eine Auseinandersetzung damit kann sich schon lohnen, aber für mich ist Design ein praktischer Ansatz zum Lösen von Problemen. Man kann sich viele Gedanken darüber machen wie etwas ist, wie es funktioniert und welche Vorgänge dabei passieren, aber für mich ist das Praktische wichtiger. Die Auseinandersetzung mit Problemen ist der Schlüssel im Design. Die Ärmel hochkrempeln, bereit sein sich in einen Dialog zu begeben, was natürlich auch sehr anstrengend sein kann. Theorie spielt da im Hinblick auf bessere Ansätze schon in gewisser Weise nur Rolle. Design Sprints, sind auch Prozesse, Ideen und Methoden, die neu zusammen gepackt wurden, aus dem Design Thinking und Lean-Startup. Für mich ist das aber keine Theorie, sondern eher ein Framework, das man praktisch einsetzen kann. Daher ist meine Arbeit auch sehr praxisorientiert, es geht dabei nicht so sehr um Theorie. Theoretisch ist es auch nicht untermauert, wir arbeiten zwar mit dem Autor Jake Knapp zusammen, doch der kommt ebenfalls aus der Praxis. Knapp fragte sich nicht wie Design funktioniert, sondern hat in der Praxis Probleme und Ideen gesehen, wie man einen Prozess neu strukturieren kann und dann einfach gemacht. Im Grunde also eine Art Designarbeit.
Designtheorie ist also ein spannendes Feld, aber nicht der Kern deiner Inspiration. Eine Galerie würde dir daher mehr für deine für deine Gestaltung bringen, als ein Buch über Designtheorie zu lesen. Oder hat die Theorie da doch einen Einfluss auf dich?
Ich möchte auch nicht zu pauschal sagen, dass die Theorie keine Rolle spielt. Da gibt es ganz verschiedene Ansätze. Sobald man allerdings erst mal raus ist aus der Hochschule merkt man plötzlich, dass ganz andere Sachen wichtig sind. Es gibt Dinge, mit denen man sich als Designer in der Praxis viel mehr beschäftigt als mit der Nabelschau was Design ist, wie man als Designer denken soll oder wie man mit der Welt in Verbindung steht. Ich beschäftige mich beispielsweise eher mit Ansätzen aus dem Business oder auch Dingen wie User Experience. Dinge die ich dann auch in der Praxis einsetzen kann, sind für mich immer viel interessanter. Die Auseinandersetzung mit Designtheorie ist natürlich auch interessant, doch als Designer sollte man am besten Sachen aus den verschiedensten Bereichen zu Rate ziehen. Grundsätzlich ist die Beschäftigung mit Theorie also schon wichtig, es muss aber nicht immer Designtheorie sein. Designtheorie ist mir oft zu weit weg von der Praxis. Da sind sicherlich schöne Ideen dabei, aber Auswirkungen auf beispielsweise die Zusammenarbeit mit einem Kunden sind kaum vorhanden. Oft fehlt hierfür auch das passende Vokabular, ich finde es ein bisschen gefährlich als Designer den Nimbus aufzubauen man hätte die Welt verstanden und der Kunde hat keine Ahnung wovon man eigentlich redet. Also in Sphären unterwegs zu sein, die nicht mehr nachvollziehbar sind, obwohl ein konkretes Problem besteht.
Gerade befinden wir uns in einer sehr spannenden Zeit. Immer mehr Kunden verstehen und akzeptieren den Wert von Design über den gesamten Prozess einer Produktentwicklung, man muss viel weniger Überzeugungsarbeit leisten. Sie haben verstanden, dass es nicht nur darum geht etwas cool anzustreichen oder etwas zu verkaufen. Heute wird man als DesignerIn von Anfang an integriert. Die Kehrseite davon ist die wachsende Verantwortung Themen zu verstehen, die nicht Teil der klassischen Designausbildung sind. Mein Job, als ich studiert habe hätte ich diese Richtung nie erwartet, ist mittlerweile sehr nah an der Unternehmensberatung. Es gibt viele Workshops und Meetings, die praktische Designarbeit ist immer noch ein integraler Bestandteil, aber die Auseinandersetzung mit Kunden auf Augenhöhe wird immer häufiger gefordert. Vor 10 Jahren war die Art mit DesignerInnen zusammen zu arbeiten eine komplett andere. Man war eher der Serviceprovider, der Sachen schön macht. Übrigens etwas, das ich immer gehasst habe wenn es gesagt wurde. Ich hatte damals schon verstanden, dass etwas schön zu machen nur einen winzigen Teil meines Jobs darstellt. Hier wurde jetzt ein Durchbruch erzielt und immer mehr Firmen und Kunden verstehen es, auch wenn das immer noch eine relativ neue Sache ist.
Das ist genau der Punkt, ich glaube, das wird total super für Leute denen Design nicht ganz so wichtig ist, die eine Idee haben aber wenig Budget für die Umsetzung. Die wollen einfach eine coole Webseite haben um dort Sachen zu verkaufen und ein kleines Business aufzumachen. In dieser Hinsicht wird Design viel zugänglicher gemacht, ähnlich wie der Bauhaus Gedanke, dass Konsumenten gutes, sehr erreichbares und günstige Design angeboten bekommen. Das Template von heute war im Bauhaus die perfekte Wohnung für den Arbeiter, die sich jeder leisten kann. Das ist allerdings der einfache Teil von Design und nicht der Teil, der wahnsinnig viel Wert generiert. Das Problem zu verstehen ist das was wertvoll ist und davon ist künstlich Intelligenz noch weit entfernt. Auch generative Designs sehen auf den ersten Blick supercool aus, man kann einen Knopf drücken oder einen Regler bedienen und schon passiert da irgendwas. Praktisch gedacht war es aber leider noch nie so, dass ich mit dem ersten Entwurf zu einem Kunden gegangen bin und es genau die richtige Lösung war. Meistens ist es so, dass erst mal Fragen kommen. Während des Gesprächs verschiebt sich dann oft das Problem. Genau das kann eben nicht über KI und Machine Learning abgedeckt werden, da diese Daten extrem qualitativ sind. Allerdings denkt kein Mensch, dass sein Job durch KI ersetzt wenn kann. Vielleicht sind wir irgendwann an einem Punkt wo das möglich ist. Aber heute ist der Job von DesignerInnen die Arbeit an Problemen, die extrem schwammig umgrenzt sind. Hier ist der Mensch immer noch viel besser als jedes Computersystem der Welt.
Mittel & Methoden
Das ist genau das Ding, oft wissen Leute gar nicht, was sie wollen bis du ihn die richtigen Fragen stellst und ein Gefühl für die Politik hast, mit der sich diese Leute auseinandersetzen. Oft sind das Sachen, die nicht offen gesagt werde. Ich glaube es ist nicht so leicht, Leuten einen Online-Fragebogen zu geben in dem sie ausfüllen welche Farbe und Funktion ihre neue Website haben soll. Wenn es so einfach wäre, gäbe es keinen Bedarf an unserem Job. Das Problem bei Design in der Arbeit mit Kunden ist dieser empathische Zugang. Zu verstehen, dass der Kunde manchmal etwas anders meint als er es sagt oder ihm einfach die Sprache dafür fehlt und man Übersetzen muss. Das Wichtigste ist ihn zu beraten, in die richtige Richtung zu lenken und zusammen mit ihm Entscheidungen zu treffen. Weil Design kein komplett mechanischer Prozess ist, dürfte das eines der besten Mittel für Jobsicherheit sein.
Absolut, das ist auch das interessante in der Arbeit mit Design Sprints. Wir haben immer zeitlich extrem begrenzte Projekte. Wir machen aus schließlich Design Sprints mit Kunden, das ist ein Zeitraum von maximal einem Monat in dem wir zusammen arbeiten. Teil dieses Prozesses ist auch Research, also erst mal zu verstehen, mit welcher Industrie man es zu tun hat. Wie funktionieren, wie ticken die Leute, was haben die für Probleme. Das heißt fast jeden Monat einer anderen Industrie ausgesetzt zu sein, von der man keine Ahnung hat. Das Interessante ist, dadurch dass ich das schon lange mache, kann ich oft Aspekte einer Industrie in eine komplett andere transferieren. Das ist ein Wert, den DesignerInnen in einen Prozesse mitbringen. Sie sind in der Lage, ohne sich zu sehr in Details zu verlieren, ein Baustein passend in ein anders Modell einzusetzen, wie bei Lego. Die Modelle haben dabei gar nichts miteinander zu tun, aber der jeweilige Aspekt passt da gut rein. Dieses kombinieren und Anwenden von Learnings aus einem Bereich auf einen anderen ist eine der Schlüsseltätigkeiten von Design. Unsere Kunden finden das immer extrem wertvoll. Anfangs habe ich das garnicht verstanden und dachte, das ist ja kein Hexenwerk, fast schon banal. Für diese Leute ist das aber garnicht banal, sondern der erste Blick über den eigenen Tellerrand und ein Zugang zu einer unbekannten Welt. Als DesignerIn kratzt man meistens nur an der Oberfläche, aber manchmal reicht das. Das ist dieses typisch interdisziplinäre Denken was man als DesignerIn mitbringen muss ohne zu sehr auf den Elfenbeinturm versteift zu sein. Man muss bereit sein mit Leuten aus anderen Industriezweigen zu reden.
Transdisziplinarität sollte generell eine Schlüsselrolle in der Erziehung spielen. Das Schulsystem das wir jetzt sehr lange hatten, ist stark auf ein klassisches Modell der Industrialisierung ausgerichtet in dem technischen Experten ausgebildet werden. Dieses Modell unterliegt der Prämisse, dass der Arbeiter das ganze Leben in ein und demselben Job bis Rente bleibt. Nach dem Tod wird er dann ersetzt durch eine andere Person. In der Zukunft wird es das so nicht mehr geben, also diese Idee die bei der Generation meiner Eltern vorherrscht, das man sein ganzes Leben einen Arbeitgeber hat. Diese Zeit ist vorbei. Es geht immer mehr darum, sich in Zwischenräumen wohlzufühlen, denn Jobs werden nicht mehr so eng umgrenzt sein. Es geht nicht mehr darum einen Prozess abzuarbeiten, sondern auch Probleme zu lösen wenn der Prozess nicht funktioniert. In der Designlehre ist es extrem wichtig so etwas stärker zu fördern. Allerdings sollte man kein zu großes Stück der Ausbildung abbeißen. Es ist auch gut handwerkliche Grundlagen zu kennen, um einordnen zu können was einem Spaß macht und womit man sich beschäftigen will. Als ich begann zu studieren, war meine Ambition eigentlich Illustrator zu werden, dann habe ich gemerkt, dass es mir viel mehr Spaß macht in Systemen zu denken. Ich verstand was mir wichtig ist, das war ein langer Prozess, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich diese Möglichkeit transdisziplinärer Projekte genutzt hätte. Um zu deiner Frage zurückzukommen, ich glaube es wäre gut, wenn auf Transdisziplinarität in der Designausbildung mehr Wert gelegt würde. Es gibt dabei Grenzen wie tief das gehen sollte, aber generell würde es helfen.
Ich glaube, kritisches Denken ist extrem wichtig aber die Antwort habe ich bisher noch nicht gefunden. Die Frage ist ob das überhaupt etwas ist, was sich fördern und beibringen lässt. Es ist wichtig sich erst mal tief mit dem Problem auseinanderzusetzen und das Problem aus allen Ecken zu betrachten dazu kommt noch das interdisziplinäre Verständnis. Es gibt sehr viele bessere Designer als mich im Bezug auf die handwerklichen Fähigkeiten, doch ich kann sozusagen eine Ebene raus zoomen und das Ganze auch systemisch betrachten. Das hat mir in meiner Karriere immer extrem geholfen. Es geht nicht nur darum einen Screen zu entwerfen, sondern den Screen eingebettet in einem System zu betrachten. Das sind Skills die wir bei Leuten suchen die hier anfangen wollen, aber die sind extrem selten. Es gibt keinen kein Mangel an Leuten die richtig gut aussehende Portfolios haben, sobald man anfängt über die Probleme zu reden die sie lösen wollten, wird es immer sehr schwammig. Oft können die Bewerber gar nicht konkret sagen, warum ein Ansatz gewählt wurde, außer das es irgendwie cool aussah. Dieses Problem habe ich persönlich auch oft mit Design, dass DesignerInnen anderen DesignerInnen coole Sachen zeigen und die sagen dann, wow geil, geile Animation. Auf einer handwerklichen Ebene verstehe ich das schon, aber oft ist der Sinn dahinter nicht ersichtlich. Was mich immer total begeistert ist, wenn ich eine Case Study sehe die das zu lösende Problem klar kommuniziert und die Ansatzpunkte sinnvoll erläutert. Das Endresultat ist natürlich auch super interessant, aber ich möchte wissen welches Problem gelöst wurde. Dieses Denken fehlt vielen DesignerInnen.
Kompetenzen
Ich mag diese Idee einer T-shaped personality. Es ist wichtig eine sehr breite Range abzudecken, aber in ein paar Sachen wirklich in die Tiefe gehen zu können. In vielen Dingen bin ich auch kein Experte, ich bin aber in der Kommunikation mit Kunden gut, ich weiß genug um Fragen zu stellen und zu verstehen, was deren Problem ist. Meine Expertise ist zudem im Design und der Einschätzung technischer Umsetzbarkeit. Welchen Fokus man sich sucht ist eigentlich nicht so entscheidend. Als Designer kann man nicht alles können, man muss sich auf ein paar Sachen beschränken. Man muss sowohl Spezialist als auch Universalist sein. Es geht zwar in die Richtung Generalismus, muss aber trotzdem unterfüttert werden durch Expertise in speziellen Bereichen.
Designlehre
Es kommt natürlich auf die Hochschule an, ich kann da nur für meine eigene Hochschule sprechen. Als ich anfing zu Arbeiten war ich extrem naiv, aber das ist vielleicht normal. Was ich mir manchmal wünschen würde ist, dass Studenten ein bisschen früher an die Praxis herangeführt werden, in einem sicheren Rahmen. Ich persönlich habe besonders viel gelernt durch Projekte mit echten Kunden. Hier habe ich angefangen zu verstehen was es heißt mit Kunden zusammenzuarbeiten. Ich glaube, dass das vielen Leuten sehr viel bringen würde. Es gibt ja auch die Idee, dass Studierende Praktika machen müssen, den Gedanken finde ich gut. Leider werden oft nicht die richtigen Praktika angeboten. Man geht in eine Agentur, kriegt am Rande ein bisschen was mit, kocht aber eigentlich nur Kaffee. Zu meiner Zeit war das zumindest so, vielleicht ist es mittlerweile auch besser geworden. Mentoring vom Lehrpersonal bei dem sich für die Studierenden Zeit genommen wird, um sie an die Praxis heranzuführen, ohne den Anspruch auf Perfektion wäre sicher gut. Man muss den angehenden DesignerInnen einen sicheren Rahmen bieten in dem verschiedene Ansätze erprobt werden können. Was ich an der Uni gar nicht gelernt habe, ist das Leiten von Workshops. Man lernt zwar zu präsentieren, dabei spult man ein vorbereitetes Programm ab, eine dynamische Situation ist aber etwas vollkommen anderes. In der Praxis mit dem Kunden geht es darum unterschiedlichste Fragen beantworten zu können und zu merken, wenn Personen nicht aufmerksam oder unzufrieden sind. So etwas habe ich in der Uni nie gelernt, mir wurde nie vermittelt, dass das wichtig sein könnte. Ich glaube, je mehr man Studierende auf diesen großen Teil ihrer beruflichen Zukunft vorbereitet, desto besser. Dieser Skill macht den Unterschied zwischen denen, die irgendwann nur noch ausführen und denen die eine Beratungsfunktion bekommen und im Prozess viel enger mit dem Kunden zusammenarbeiten.